Trauer um Jochen Pade 19. Januar 20245. Juli 2024 Jochen Pade gehörte der Partei seit 1995 an und war von 2001 bis 2006 Mitglied im Oldenburger Stadtrat. Es war die Zeit, als die rot-grüne Zusammenarbeit im Rat nach zwölf Jahren wegen inhaltlicher Differenzen an ihr Ende gekommen war. Zwar waren zunächst noch Koalitionsgespräche mit der SPD geführt worden, doch die grüne Parteibasis lehnte das Ergebnis mehrheitlich ab. Nach Auffassung der Basis enthielt der Koalitionsvertrag nicht genügend „grüne Inhalte“. Mit Jochen als engagiertem Co-Vorsitzenden gelang es den Grünen später aus der Opposition heraus, das Weißenmoor als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen und eine Bebauung zu verhindern.“ Ein Antrag der Grünen gab in dieser Zeit auch den Impuls für die seither regelmäßigen Live-Übertragungen der Ratssitzungen im Fernsehprogramm des Lokalsenders O eins – für Jochen Pade und die Fraktion ein Schritt auf dem Weg hin zu mehr Transparenz und einer verbesserten Bürgerbeteiligung. Weitere (kontrovers diskutierte) Themen dieser Zeit waren die Pläne für den Bau der ersten (kleinen) EWE-Arena sowie des ECE-Einkaufszentrums, heute bestens bekannt als Schlosshöfe. Anne Lück, eine der damaligen Co-Vorsitzenden der grünen Fraktion und eine der Wortführerinnen der ECE-Gegner, erinnert sich noch gut an diese Zeit. „Anfangs habe ich alles mit Jochen abgesprochen. Später nicht mehr, und er hat mich machen lassen.“ Sein kooperativer Führungsstil, der seinen Fraktionskolleg*innen viel Freiraum ließ, sein Verzicht auf jegliche Alleingänge, seine ruhige und humorvolle Art sind vielen seiner Mitstreiter*innen innerhalb der Grünen auch viele Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Rat in bester Erinnerung geblieben. Ebenso wie seine Warmherzigkeit und sein Vertrauen in das Gute. Anerkennung erwarb sich Pade auch als Mitglied im Aufsichtsrat des Klinikums Oldenburg sowie als Mitglied im Vorstand des grünen Stadtverbandes ab 1998 und nochmal ab 2009. Trotz der eher drögen Materie schaffte es Jochen Pade immer wieder, selbst Berichte über die Finanzen der GRÜNEN unterhaltsam zu vermitteln, so dass ihn manche bis heute als „lustigsten Kassierer“ in der Geschichte des grünen Stadtverbandes in Erinnerung behielten. Jochen Pade war allerdings viel mehr als ein Grünen-Politiker. Als Physiker und ehemaliger Uni-Dozent machte er sich als Experte auf dem Gebiet der Quantenmechanik einen Namen, und auch die brachte er in einem Standardwerk für Studierende („Quantenmechanik zu Fuß“) erfrischend locker rüber. Fast wie nebenbei leitete er die Arbeitsgemeinschaft für physikalische Umweltanalytik der Universität, die Interessierte viele Jahre lang mit Ozonmesswerten aus Oldenburg versorgte. Musikliebhaber schätzten Jochen Pade als einen Pianisten, der sich nie in den Vordergrund spielte, aber dezent führte, wie die Nordwest Zeitung einmal schrieb. In einem 2019 im Isensee-Verlag erschienenen Buch widmete sich Jochen Pade sich dann nochmal seiner Lieblingsfarbe, sie so vertraut war und doch viel Überraschendes barg. Der Titel: Grün. Jochen Pade verstarb am 5. Januar nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren.